Das stolze Zeichen der Macht

Freudenburg

Auf der Höhe über Freudenberg mitten im Wald liegt die Burgruine, Reste der Freudenburg.

Hoch über dem Main und der Stadt Freudenberg thront die Freudenburg am Ausläufer des fränkischen Odenwaldes. Die Burg ist Geopunkt des Geoparks Bergstraße Odenwald und der Mitglied der „Burglandschaft". Die Freudenburg ist unter Burgenkennern wegen ihres auffälligen Bergfrieds, einem sogenannten „Butterfassturm" sehr bekannt. Ihr Name geht wahrscheinlich zurück auf die ritterliche Tugend der „vröude". Territorialer Machtanspruch, machtpolitische Abgrenzung zu den angrenzenden Territorialherren und der Wunsch die eigene Bedeutung und den sozialen Stand zu demonstrieren führten in der Region zum Bau einiger mächtiger Burganlagen unter verschiedenen Bauherren. Der Würzburger Bischof Heinrich III erwarb durch Gebietstausch mit dem Zisterzienserkloster Bronnbach Ländereien und kam so in den Besitz der kleinen Siedlung Lullingescheit.

Mit dem Bau einer eigenen Burg wollte das Bistum Würzburg darauf reagieren, dass die Herrschaft Dürn auf der Wildenburg immer mehr an Bedeutung gewann, das Erzbistum Mainz sich immer weiter ausdehnte und der Reichsschenk Schüpf-Klingenberg rechtsmainisch die Henneburg erbaute. Für das Bistum Würzburg hieß es nun die eigene Stellung klar zu demonstrieren und so ließ Heinrich III gleich zu Baubeginn den Grundstein zu einem Bergfried legen, der durch seine gigantischen Ausmaße keinen Zweifel am Machtanspruch der Würzburger aufkommen ließ. Noch heute ist der Bergfried der imposanteste Bauteil der Freudenburg. Bischof Heinrich III und Ruprecht von Dürn starben 1197 und der Kampf um das zu beherrschende Territorium und die Vormachtstellung geriet ins Stocken, so dass der Bau der Freudenburg nicht weiter vorangetrieben wurde und man sich mit einem Provisorium begnügte.

Doch die Zeiten änderten sich und fast 30 Jahre später begann der Mainzer Bischof mit dem Bau der Mildenburg und somit mit dem Ausbau seines Machtanspruch ihm seinen Einfluss am Main erheblich stärken. Auch das Haus derer zu Dürn erstarkte unter Konrad I, gewann an Ländereien und finanziellen Mitteln und setzte den Ausbau der Wildenburg fort. Der Kampf um die Vormachtstellung am Main war in eine neue Phase getreten und so sahen sich die Lehensnehmer der Freudenburg mit ihren Ländereien gezwungen die eingestellten Arbeiten an der Burg wieder aufzunehmen. Verträge aus dem Jahr 1287 lassen vermuten, dass die Grafen von Wertheim damals schon über die Freudenburg verfügten. Wie vielerorts entwickelte sich am Fuß des Burgberges eine kleine Siedlung. Wahrscheinlich besiedelten die „Bauarbeiter", die aus Kirschfurt oder Lulingescheit kamen als erst dieses Gebiet. Das Leben zu Füßen der Burg „suburbium castri" bot den Menschen Schutz und Sicherheit. 1287 wurde Freudenberg als „civitas" bezeichnet, 1333 erhält es durch Kaiser Ludwig den Bayern die Stadtrechte, somit darf in Freudenberg ein Markt abgehalten und die niedere Gerichtsbarkeit ausgeübt werden.

Durch eine Erbschaft aus dem Hause Breuberg, gewannen die Grafen von Wertheim unter Graf Rudolf an Macht. Sie bauten 1361 die Freudenburg zu einem standesgemäßen Wohnsitz um. 1497 fällt Freudenberg an Graf Erasmus von Wertheim unter seiner Herrschaft erfolgen die größten Umbau und Erweiterungsmaßnahmen. Asmus macht aus der Burg eine Festungsanlage und errichtet einen prachtvollen Renaissancebau. Er bewohnt das Schloss und möchte sich abgrenzen von seinem Bruder Michael, der in seinem Herrschaftssitz der Burg Wertheim residiert - doch die glanzvollen Zeiten auf der Freudenburg vergehen schnell. Erasmus von Wertheim, der auch das Freudenberger Rathaus erbauen ließ, stirbt kinderlos 1509. Die Freudenburg geht zurück in den Besitz seines Bruders. 1556 sterben die Grafen zu Wertheim aus, das Lehen fällt zurück an das Bistum Würzburg und das Interesse an der Burg versiegt. Verwaltungssitz wird das neu gebaute Amtshaus. 1581 gehen Stadt und Burg an die Herrschaft Löwenstein-Wertheim. Auch vor Freudenberg machte die Hexenverfolgung nicht Halt. Über 150 Bewohner der Stadt wurden „hochnotpeinlich befragt", den Hexenproben unterzogen, gefoltert und gequält, ehe man sie am Brennplatz öffentlich verbrannte. Eingesperrt hatte man die Verdächtigen zuvor im Kanonenturm der Freudenburg.

1803 kam Freudenberg infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an das Fürstentum Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Die Freudenburg fiel in einen „Dornröschenschlaf", Efeu, Gestrüpp und Dornen bemächtigten sich ihrer und Wanderer wurden gewarnt das Gelände zu betreten. Retter war die „Burginitiative" unter der Leitung von Franz Hofmann. Gemeinsam mit Gleichgesinnten setzte der gebürtige Freudenberger alles daran die Burg zu erhalten, den Verfall zu stoppen und die Freudenburg wieder zu einem Anziehungs-punkt für Touristen, Wanderer und Burgfreunde zu machen. Nach vielen tausend Arbeitsstunden erhielt die Burg 1987 den Staatspreis des Landes Baden – Württemberg für vorbildliche Sanierung.

Am 2. Juli 1995 wurde die Burg offiziell Eigentum der Stadt. Der einstige Herrscher Graf Asmus dienten Paul und Dr. Gerda Pagel 1987 als Protagonist für ein Theaterstück. In diesem Stück zeichnen die Autoren das Bild eines suchenden, verzweifelten aber auch herrschsüchtigen Burgherren, der, so kann man vermuten, auch immer wieder mit den Herren Rüdt zu Kollenberg in Konflikt geriet und somit die Burgen „Kollenburg" und „Freudenburg" in Verbindung bringt. Warum dies so gewesen sein könnte, beschreiben die ersten Verse der Sage um die Entstehung der Freudenburg:

Zum schönen Ritterfräulein trat Herr Kollenberg mit einer Rose: „Wenn Euch der dritte Morgen naht, erhört mein Herz das hoffnungslose." Und auch der Graf von Wertheim kam. Mit Edelstein und Perlenschnüren: „Lasst holde Maid als Bräutigam mich bald Euch zum Altare führen. Und als der dritte Morgen graut´, da kam Herr Kollenberg geritten; die edle Maid küsst er als Braut, die schönste Blum hat er erstritten. Der Graf von Wertheim ritt herbei, zog ab mit unverricht´ter Sache, da schwur er hoch bei Rittertreu´dem stolzen Bettlerweibe Rache.

Die Freudenburg ist ganzjährig zu besuchen, über den ausgeschilderten Fußweg ab dem Rathaus oder ab dem Waldparkplatz „Kreuzschleife".

Gruppenführungen auf der Burg sind möglich, mehr Informationen beim Tourismus & Kultur Büro, 09775-920090, touristinfo@freudenberg-main.de

 

 

 

Text: Caroline Becker M.A., Tourismus & Kultur Stadt Freudenberg

Quelle: Rainer Türk, Wanderungen um Freudenberg am Main, Hrsg. Stadt Freudenberg Eugen Mai, Geschichte der Stadt Freudenberg. Bühl 1908, S.16-17, Bilder: Stadt Freudenberg, Franz Hofmann